1996 habe ich mit dem Rauchen aufgehört (ist jetzt auch schon wieder 19 Jahre her, Himmel!).
2000 habe ich dann den Hamburg-Marathon erfolgreich absolviert. Ich weiß, das tut nichts zur Sache und ist vor allem die volle Angeberei. Aber wozu quäle ich mich über 42 Kilometer, wenn ich damit nicht angeben darf?
Zurück zu 1996: Zu diesem Zeitpunkt hatte ich etwa 20 Jahre lang geraucht, zuletzt Filter-Light-Zigaretten einer Marke, die in ihren Werbebotschaften eine gewisse Affinität zu Cowboys durchblicken ließ.
In meiner Jugendzentrums-Hoch-Zeit, also um 1978, wäre ich, wie die Mehrzahl der den Hauptraum im Erdgeschoß zuqualmenden JuZet-Besucher, nie (zumindest höchst selten) auf die Idee gekommen, mir eine spießige (und teure) Filterfluppe ins Gesicht zu stecken. Nein, Eigenproduktion, sprich: Selbstdrehen war angesagt. Am besten lässig im Stehen, in einer hochkomplizierten, aber flüssig, wie im Schlaf ablaufenden Artistik der Hände und Finger, die gleichzeitig den Tabaksbeutel halten, das kleine, irgendwo im duftenden Tabak vergrabene Zigarettenpapier-Päckchen herausfischen, ein „Paper“ entnehmen, die zugehörige, dazu genau passende Menge Tabak auf das Papierchen legen, rollen, den
gummierten Streifen kurz an die Zungenspitze zum Anlecken führen, zukleben, zuletzt an beiden Enden der gerade entstandenen Kippe den überflüssigen Tabak abzupfen und zurück in den Beutel geben.
Anzünden, rauchen. Ab und zu (typische Handbewegung) einen losen Tabakskrümel von der Lippe, von der Zunge, aus dem Mund entfernen. Aus irgendwelchen geheimnisvollen Gründen ging ständig das Zigarettenpapier zur Neige, der Tabak eigentlich nie. „Ey, hast Du mal ´n Paper für mich?“ Irgendjemand hatte immer.
Was die Art und Marke des Zigarettentabaks betraf, gab es im Jugendzentrum verschiedene Fraktionen, drei im Prinzip:
- Da waren die ganz Harten, die sich unerbittlich „Schwarzer Krauser“ reinzogen, aus meiner Sicht ein fürchterliches Kraut, das mutmaßlich den Weltrekord an Nikotin- und Teermenge hält, gleichwohl sehr beliebt war, allerdings fast nur beim männlichen Teil der Jugendzentrumsbesatzung.
- Die zweite Gruppe, zu der ich gehörte, waren die „Halfzware“-Leute, die Konsumenten niederländischer Tabaksorten. Die waren geschmackvoller, runder irgendwie - und vor allem nicht so stark wie „der Krauser“ (wenn auch immer noch x-mal so stark wie eine herkömmliche Filterfertigzigarette). Zuerst hatte ich „Bison“ geraucht (der mit der Packung im Jeans-Design), später dann fast nur noch „Van Nelle Halfzware“.
- Die dritte Gruppe war die, die sich nicht festgelegt hatte. Mal Krauser, mal Van Nelle, mal irgendetwas anderes, es gab ja unzählige Selbstdrehtabake auf dem Markt.
Welcher Tabak auch immer, die Luft im Erdgeschoßraum des Offenen Jugendzentrums Bayreuth war zumeist von zigarettenrauchgetränkter, nebelartiger Konsistenz.
Was ich heute nicht aushalten würde (ich bin für das uneingeschränkte Rauchverbot in Kneipen sehr, sehr dankbar), war damals anders nicht vorstellbar.
Halt, stopp, war es doch:
In der Teestube im Jugendzentrumsobergeschoß wurde nicht geraucht.
Nachtrag Mail (29.3.2015 Mitternacht):
Zwei Fotos des Autors zum Thema ;-)
Noch ein Nachtrag des Autors (30.03.2015):
Auf dem Foto, das mich beim Selbstdrehen zeigt, meinte Christian ein Päckchen „Schwarzer Krauser“ zu sehen (was ja dem widerspricht, was in meinem Text über meine favorisierten Tabaksorten steht). Auch ich hatte zuerst diesen Eindruck. Beim Hereinzoomen in das nicht besonders gut aufgelöste (einfache Agfa-Kamera aus den frühen Siebzigern mit Filmkompaktkassetten und quadratischem Filmformat) und durch das Scannen zusätzlich verpixelte Foto sehe ich allerdings schemenhaft einen Bison auf dem Tabaksbeutel.
„Bison“ hatte also doch kein Jeansdesign, wie ich in meiner Selbstdreh-Rückschau behauptet habe, die jeansartigen Päckchen waren einen andere Marke, die ich, da bin ich sicher, auch geraucht habe.
Stimmt, es ist Bison ;-)
PS: Die Fotos der Tabakpackungen sind nicht als Werbung gedacht, sondern bilden in diesem Fall "historische Objekte" ab.
>>> zu Nikotin und anderen Drogen siehe den Blog-Beitrag "Drogen - verzerrte Wahrnehmung"
Hermien:
Schwarzer Krauser erkenne ich noch heute aus zig Tabaksorten
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