Sonntag, 7. Dezember 2014

Christian: Top 20 (1974-1982)

Prolog: Ich musste lange überlegen, wie ich diese Liste meiner Top 20 Musikstücke der Jahre 1974 bis 1982 zusammenstelle. Es dauerte richtig lange. Viele Zusammenhänge wurden mir selbst erst jetzt beim Suchen und nachträglichen Aufarbeiten klar und die meisten Fakten und interessanten Hintergründe habe ich erstmalig beim Erstellen dieser Top 20 erfahren. Aber warum bewegen und erregen einen manche Stücke und Stile ein Leben lang? Warum bleiben sie ewig einbrannt? Welche Punkte im Inneren des Ich treffen und berühren sie? Sind es die angedockten Erinnerungen? Ist es das konservierte Lebensgefühl? 


Christian TOP 20: 1974-1982 

1971, Leonhard Cohen , Avalanche (Songs of Love and Hate)
Eigentlich liegt das ja vor dem hier relevanten Zeitraum (1974-1982), aber Leonhard Cohen hat in meine frühe Jugendzentrumszeit hineingestrahlt, da gibt es eine untrennbare Verbindung.

1973, Mike Oldfield, Introduction (Tubular Bells)
Das war wirklich ganz neu und hatte man so noch nicht zuvor gehört. Ich glaube, im Juzet lag eine Scheibe herum. Und da es zugleich das erste von „Virgin Records“ überhaupt veröffentlichte Album war und verkaufstechnisch einschlug wie eine Bombe, verdanken wir den Tubular Bells von Mike Oldfield  auch Sir Richard Bransons heutige Omnipräsenz.
Renate Knaup, Amon Düül II

1973, Amon Düül 1973, Surrounded by the Stars (Wolf City)
Amon Düül II ist ein gigantischer Meilenstein, so prägend, und eine Auswahl fällt schwer. Es gibt bessere Aufnahmen von Surrounded by the Stars, und den Experimentalpart muss man erst einmal verdauen, aber in diesem Video kommt Renate Knaup so unschlagbar gut rüber, das gab den Ausschlag.

1974, Gentle Giant, Proclamation (The Power and the Glory)
Die Multi-Instrumentalisten von Gentle Giant überraschten mit neuen komplexen Rhythmus- und Gesangsstrukturen.

1974, Genesis, Carpet Crawlers (The Lamb Lies Down on Broadway)
Die erste WG, viel Tee, viel Qualm aus selbstgedrehten Zigaretten, nächtelanges Philosophieren, eine stille Liebe, perfekt begleitet von den Genesis um Peter Gabriel und Steve Hackett, bevor sie später in den 80ern ohne Peter Gabriel und Steve Hackett, aber mit Phil Collins zu Superstars wurden – ohne die Tiefe und die Emotionen der 70er je wieder zu erreichen.

1975, Aera, Papa Doing (Aera humanum est)
Franken aus dem Nürnberger Umland, mit Wurzeln bei “Ihre Kinder”, legendäre Live-Auftritte

1976. Embryo, Laid Back (Bad Heads and Bad Cats)
Eigentlich nicht mein Geschmack, viel zu jazzig, aber weil sie dieses Stück bei ihrem Konzert für das Jugendzentrum 1977 gespielt haben, bekommen embryo einen Platz in meiner „Hall of Fame“

1976, Peter Tosh, Legalize It (Legalize it)
Der “Minister of Herbs” erläutert seine Forderung: Legalize it!
In Deutschland war das Stück von 1980 bis 2005 offiziell indiziert, was den Kultstatus des Stücks natürlich zusätzlich befeuerte. Die Verkäufe gingen aber trotz Indizierung offen weiter. Viel später, 1987, singt Peter Tosh in seinem letzten Album eine Strophe “Take always care of your friends, money can make friendship end”. Diese Prophezeiung wurde kurz danach tragisch wahr, als er von Freunden erschossen wurde, die Geld von ihm haben wollten.

1976, Can, I want more (Flow Motion)
Von Can kann man einfach nicht genug bekommen, so innovativ, so experimentell und abwechslungsreich, daher passt I want more aus dem Jahr 1976 ideal in diese Sammlung.
Dass diese Musik die Sonne sogar bei Nacht zum Scheinen bringt, ist offensichtlich. Also setzen wir noch ein Stück aus 1977 drauf: Sunshine Day and Night aus dem Album „Can Saw Delight“

1977, Daevid Allen, Only make love if you want to (Now Is the Happiest Time of Your Life)
Unschlagbarer Umsetzer von Hippie-Fantasien in psychedelische Musik: Daevid Allen. Eines von lauter durchgängig fantastischen Werken auf der LP - treuer Begleiter auf vielen nächtlichen Autofahrten.

1977, Ashra, Track 4 (Blackouts)
Ashra, vormals Ash Ra Tempel, hat die 70er fast jedes Jahr mit einer Scheibe bereichert. Stellvertretend für ihr Lebenswerk hier ein Stück aus dem Album Blackouts, 1977. Starker Synthesizer-Sound, aber dabei nie Manuel Göttschings unnachahmlichen Gitarrenklang verdrängend.

1977, Hölderlin, Rare Birds ( Rare Birds)
Hölderlin, da denkt man an die früheren Requiem für einen Wicht, Hölderlin‘s Traum, oder Mad House, aber meine Wahl fällt auf Rare Birds, von meiner Familie treffsicher und hämisch als „depressive Kiffermusik“ charakterisiert – und damit ist eigentlich alles gesagt.

1978, Eno Moebius Rodelius, The Belldog (After the heat)
Was kann man über Eno schon sagen?  Wo soll man beginnen? Roxy Music, Ultravox, Talking Heads, …?  Sein Werk macht sprachlos.

1978, Doors, An American Prayer
Wunderschöne Hommage an den bereits verstorbenen Jim Morrison, der aus seinem Gedichtband rezitiert, die Musik daruntergelegt von den noch lebenden ehemaligen Bandmitgliedern, die sich zur Aufnahme des Albums wieder zusammenfanden.

1978, Dave Warner’s From the Suburbs, Mugs Game (Mugs Game)
„A savage journey to Australian suburbia's heart of darkness“…in Deutschland kaum bekannt und wo, wann und warum diese Scheibe in meinem Leben auftauchte, ist längst im Nebel der Vergangenheit verschwunden, aber Mugs Game ist über all die Jahre präsent geblieben und knüppeldick mit Erinnerungen an einen besonderen Freund gefüllt.

1980, Nina Hagen, African Reggae (Unbehagen)
Nina Hagen kann ganz schön nerven, und das tut sie eigentlich fast immer, aber mit diesem Song erzeugt sie eine ganz andere Form von Unbehagen: Super Rhythmus, Reggae-Elemente, starker Bass, sehr abwechslungsreich, und voller Power, aber mit sehr ernsthaftem Hintergrund. Dieser wird in der Studioaufnahme von der dominanten Musik eher verdrängt, kommt in der späteren Live-Aufnahme aus Roskilde aber viel deutlicher rüber.

1980, Talking Heads, Listening Wind (Remain in Light)
Meine persönliche Hymne, die den Übergang von 70ern zu 80ern inszeniert. Die Post-Punk-New-Wave-Helden um Brian Eno haben tiefe Spuren hinterlassen. Anstelle des bekannteren Once in a Lifetime bekommt hier einmal Listening Wind den Vorzug, aber der Vorzug hätte genauso gut auch Houses in Motion oder jedem anderen Stück auf diesem unglaublichen Album zugestanden.

1981, Grace Jones, I’ve seen that face before Libertango (Nightclubbin’)
Grace Jones
Die brikett-frisierte Kultfigur der Aids-Generation führt die 70er in die 80er über. Berlin, besetzte Häuser, Haig-Demo. Ihr Stil, ihre Musik und ihre Stimme bleiben einzigartig und in 2008 hat sich Grace Jones mit Corporate Cannibal in ihrem 60igsten Lebensjahr noch ein Denkmal gesetzt.

1981, Human league, Do or Die (Dare)
Und noch ein stil-bildender Protagonist der 80er, noch disco-orientierter: The Human League, mit dem eher selten gespielten Do or Die, hier mit einer perfekt synkopischen Tanzperformance der beiden Ladies, die Phil Oakey bis heute begleiten. Bye, bye 70er, hier sind endgültig die Disco-80er….

1982, Czukay, Wobble, Liebezeit, Trench Warfare (Full Circle)
Zum Abschluß aber kein Disco, kein Mainstream, stattdessen ein wunderbar dusteres Stück von 1982, Trench warfare, hier 2010 von einem in diesem Moment 72 Jahre alten ehrwürdigen Holger Czukay und seinen Maschinen live in Lissabon gespielt.


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